Am 4. September 2019 veranstaltete Nicolaus Baldeck der Gründer und Betreiber der Flugwetterseite Meteo-Parapente im Rahmen seiner Promotiontour ein Meteo Workshop. Der Saal unseres Stammlokals Curva Est war bis auf den letzten Platz besetzt und es haben sich auch viele neue Gesichter eingefunden:
Nicolas hielt den Workshop auf Englisch und startete nach der Begrüßung durch unsere Vorstandsfrau Michaela Ammerl mit einer allgemeinen Beschreibung der Wettermodelle GFS, AROME, ICON, ECMWF und anderer. Die meisten Modelle basieren auf dem global frei verfügbaren, jedoch sehr groben Wettermodell GFS. Basierend auf diesem Modell existieren diverse individuelle Rechenmodelle, welche das grobe Raster um weitere Informationen anreichern und spezielle Anforderungen erfüllen.
Nicolas‘ eigenes Modell nennt sich HREM und basiert auf dem Computerprogramm WRF. Da für uns als Gleitschirmflieger besonders die Geländestruktur (Berge, Höhenzüge, Flora, Bebauung) relevant ist und das Wetter sehr kleinräumig beeinflussen, fließen entsprechende Parameter in sein Rechenmodell ein. Diese Daten sorgen einerseits für eine kleinräumigere Vorhersage, gleichzeitig beeinflussen sie das Grundrauschen und somit die Genauigkeit. Das bedeutet, dass die Vorhersage von Meteo-Parapente sehr kleinräumig (auch in den unterschiedlichen Höhen), aber zum Teil auch ungenau sein kann. Man sollte immer eine gewisse Unsicherheit einkalkulieren!
Nicolas' Rechenmodell liefert zwei mal täglich eine Neuberechnung der Vorhersage. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Berechnung rund 9 Std dauert. Nach diesen theoretischen und geschichtlichen Ausführungen zur Wettervorhersage, den Rechenmodellen und seinen Anfängen ging es in die Praxis:
Der gelbe Bereich entspricht dem atmospheric boundary layer. Definition Wikipedia: "In dieser Grenzschicht der Atmosphäre liegt der primäre Motor des Wettergeschehens. Hier zeigt die Energieeinstrahlung der Sonne große Auswirkungen und ebenso die Abstrahlung nach oben. Dadurch ist sie die turbulenteste Schicht der Atmosphäre mit einem großen Anteil an Konvektion. Unterschiedliche Wärmereflexion der Erdoberfläche – etwa durch Bewuchs und Neigung des Geländes – führen zu lokalen Auf-, Hang- und Abwinden, besonders unter und zwischen den Wolken."
Dieser Bereich entspricht somit in seinen Vorhersagen dem theoretisch thermisch nutzbaren Bereich. Je höher die Balken in der Vertikale sind und vor allem wie stark sie im Tagesverlauf wachsen, umso stärker und nutzbarer die Thermik am gewählten Vorhersagepunkt.
Stark steigende Werte:
Fällt die Thermik im Tagesverlauf stark zurück, sollte mit einem Gewitter gerechnet werden. Insbesondere wenn Regenmenge und (grau) Wolken angezeigt werden und / oder die Windrichtung sich ändert.
Aus dem Publikum kamen verschiedenen Fragen, insbesondere ob auch Saharastaub in die Berechnung einfließt. Dies ist nicht der Fall und sollte anderweitig auf anderen Webseiten recherchiert werden (z.b. Windy - Aerosol, Luftverschmutzung o.ä.).
Am Ende des Vortrages wurde noch die Temp-Anzeige gestreift. Nicolas wies auf seine Innovation hin, welche darin besteht, dass die Tempkurve senkrecht dargestellt wird. Rote Bereiche markieren exzellente Steigwerte, grüne Bereiche akzeptable Steigwerte. Am Berührungspunkt der Kurven befindet sich i.d.R die Wolkenbasis.
Hierführ habe ich aber einen weiterführenden Artikel von Lucian Haas verlinkt: "Soundings für Jedermann"
Nicolas Engagement in die Webseite (u.a.) ist hauptsächlich der Leidenschaft des Fliegens und der Fliegergemeinschaft gewidmet. Darum ist der Preis zur Freischaltung aller Vorhersagetage eher als Obolus zu werten und soll für jeden bezahlbar sein. Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus bei Nicolas für seinen Vortrag.