Wasserkuppe, Rhön Sa/So. 06./07.09.2003
Peter Bruckner und Thomas Merkl von Bodenlos eV München
Freitag 05.09.03
15.40 Uhr mit Bus bei Robert Klusacek, weiter zu Hajo. Bierbänke und Getränke etc. mit Markus Haubt eingeladen. Maddin und Robi kommen dazu. Mit Robert Kl. zur Eisfactory, für über 300 Euro Material für KaiPis eingekauft.
Ausladen und Aufbau am Flaucher. Isarfete der Bodenlosen mit Grillen in der obligatorischen Schubkarre. Peter Bruckner geht gegen 23.00 Uhr, wir verabschieden uns nach zwei KaiPis erst nach 01.00 Uhr.
Samstag, 06.09.03
Um 04.30 Uhr nach drei Stunden Schlaf mit einem tierischen Schädel aufgestanden und gepackt. Um 05.20 Uhr losgefahren mit Peters A6 (2,5 TD). Vor Würzburg verpennt, Richtung Bibelrieder Dreieck zu fahren und eine Zeitlang Richtung Frankfurt weitergedüst mit über 220 km/h. Zwischenstop bei Würzburg mit Kaffe und Milch. Auf A7 Richtung Fulda bis Ausfahrt "Bad Brückenau/Wildflecken" und auf der Landstrasse über Wildflecken nach Gersfeld. Um 09.08 Uhr auf der Wasserkuppe zu den Seminarteilnehmern und Mike Küng gestossen, der wie gewohn von seiner Freundin und Managerin Ines Sattler begleitet wurde. Peter und Tom sind sich einig: eine "Sahneschnitte der Natur". Peter Madlener und Tommi Zirngiebl von den Eichenauern sind auch da. Briefing auf der Terasse des Hotels "Peterchens Mondfahrt".
Erster Hinweis von Mike: "ich will keinen sehen, der beide A-Gurte in eine Hand nimmt". Tom ist sich sicher, er kann wieder heimfahren und bringt heute nix zustande, seine jahrelang praktizierte Lieblingsmethode... Zum Südhang marschiert und bei strammem Südwind mit ca. 20-25 km/h bis 12.00 Uhr hart trainiert. Peter mit seinem Trango und Tom mit seinem 9 Jahre alten Vision und dem Nanga-Parbat-Gurtzeug. Mike hatte nix dagegen. Peter und Tom stellen sich alles andere als dumm an und werden von Mike künftig die "UP-Fraktion" genannt.
Zur Technik:
Komplett ohne Bremsen mit jeweils einem A-Gurt in einer Hand aufziehen, Abfangen über D-Gurte. Stabilisieren mit jeweils D- und C- Gurt in einer Hand. Das Ganze natürlich mit Gesicht zum Schirm und Hang. Drei der unschlagbaren Vorteile dieser Methode:
1. Im Gegensatz zum Bremseinsatz erfolgt hier kein unerwünschter zusätzlicher Auftriebseffekt, der ungewolltes Abheben verursachen könnte
2. Der Sackflugzustand als erwünschtes wichtiges Element wird durch die C+D-Kontrolle bei gefühlvollem Umgang sehr weich und kotrollierbar einsetzbar
3. Es existiert eine "starre" Einheit von Schirm und Pilot durch das feste Greifen von C+D parallel beidseitig, selbst bei Bodenkontakt-Verlust erfolgt keinerlei Tendenz zum ungewollten Ausdrehen
Bei Verwendung als Startmethode erfolgt anschliessend die Übernahme der ersten Bremse, das Ausdrehen, die Übernahme der zweiten Bremse und die Startbereitschaft. Mit etwas Übung gelingt das recht flott und elegant. Alles das klappt bei uns beiden erstaunlicherweise von Anfang an sehr gut und macht tierisch Laune.
Hochmarschieren mit angekipptem Schirm bei Kontrolle über A-Gurte und runtermarschieren bei Sackflugzustand mittels Bremsen haut auch gut hin, ebenso wie rückwärts abheben und seitlich driften bei Sackflugsteuerung über C+D-Gurt.
Um 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr ist Mittagspause mit dringender Empfehlung der Erholung angesagt. Peter und ich nutzen allderings nach einer kurzen Brotzeit vor Ort die Gelegenheit, das zu tun, was vorher strikt verboten war: ABHEBEN, FLIEGEN und SOAREN im traumhaft konstanten Starkwind am Hang. Auch Mike hält es nicht lange am Boden und er jagt mit seiner kläffenden Schäferhündin zusammen über den Hang.
Ab 13.00 Uhr stehen zwei Races im Programm: Ziel ist es, den Schirm ca. 300m quer bis zum westlichen Ende des Hangs laufenderweise zu führen. Mike gibt die Ziellinie vor und fetzt los, Tom erwischt glücklicherweise gleich eine gute Position und verfolgt Mike im 3m-Abstand, dann geht aber der linke Stiefel auf und er humpelt hinterher. Peter, der eine Linie weiter oben gewählt hat, sieht seine Chance, holt auf und kommt knapp vor Tom ins Ziel, der wiederum stinksauer auf den letzten 50m seinen komplett offenen Siefel davonschleudert und auf Socken ins Ziel rennt. Die Verfolgergruppe kommt mit etwas grösserem Abstand nach und nach ins Ziel. Fazit: wir haben den Bodenlosen schon mal alle Ehre gemacht.
Beim zweiten Race zurück ist zum ersten Mal Abheben und Fliegen erlaubt, geil. Wieder kommen Peter und Tom gut hinter Mike weg und jagen gleich den Hang hoch, fliegen hinter Mike Richtung Grasinsel, die das Ziel markiert. Peter landet als erster hinter Mike und dahinter Tom aus einem schönen Wingover. Wir warten bis zu 10 Minuten auf das komplette Eintreffen der Verfolgergruppe. Fazit: auch diesmal haben die Bodenlosen die ersten beiden Plätze gemacht, Peter und Tom sind happy.
Nachdem für morgen kein sehr gutes Wetter vorhergesagt und das praktische Seminar nicht sichergestellt ist, packt Mike das komplette Programm in den heutigen Samstag. Als nächstes stehen Störzustände am Boden auf dem Programm: Frontstall, B-Stall, Big-Ears, Klapper. Auch das haut bei uns beiden gleich grossartig hin. Tom schafft als einziger den Salto in der Luft und gewinnt ein neues Video von Mike.
Als gegen 17.00 Uhr das Trainig offiziell vorbei ist und alle völlig geschlaucht einpacken, trainieren und fliegen wir beide noch eine gute Stunde und lassens krachen. Damit hatte jeder von uns beiden heute ca. 7-8 Stunden schweisstreibende Schwerstarbeit hinter sich, aber bei den Endorphinen und Glückshormonen war´s uns wurscht. Selbst den Weg in Richtung Hotel "Peterchens Mondfahrt" laufen wir nicht wie die anderen vorher, sondern gleiten nach Überhöhung locker ab (manche Kinder sind eben ein wenig anders als andere Kinder...) .
Jetzt ist erstmal die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit angesagt, nachdem die Hotels auf der Wasserkuppe alle restlos ausgebucht waren, auch der "Deutsche Flieger" nebenan. Auf dem Weg runter nach Gerstfeld finden wir ein Doppelzimmer in einem "Seniorenhotel" und duschen erstmal. Beim Griechen in Gerstfeld werden wir fürstlich verwöhnt und feiern unseren erfolgreichen Tag. Gegen 23.00 Uhr fallen wir wie die Toten in die Betten und schlafen nach einem kurzen schwärmenden Resume den Schlaf der Gerechten.
Sonntag, 07.09.03
Es klart auf und nach Treffen um 09.00 Uhr beim Hotel "Peterchens Mondfahrt" sehen wir uns erstmal einige Videos von Mike an (nachdem endlich der blöde Beamer zum Laufen gebracht wurde). Gegen 10.0 Uhr marschieren wir um die Wasserkuppe zu einem flachen Westhang, wo uns Mike das Überkreuzeinhängen mit Gesicht zum Schirm zeigt. Mehr als ein laues Lüftchen bis meist Nullwind lässt uns heute aber ziemlich frustriert arbeiten. Wir wechseln das Terrain per "Race" zum Denkmal an der SW-Flanke der Wasserkuppe. Mike führt seinen Schirm zur Demonstration beim letzten Windhauch den Hang hoch und rennt entlang des Stacheldrahtzaunes, bis er nach einem kurzen Abgleiter erneut den Berg hochrennt und tatsächlich nach ca. 400m das Ziel erreicht, ohne einmal seinen Schirm abzulegen, Respekt. Bei uns herrscht inzwischen absoluter Nullwind, und so muss Mike doch etwas länger auf uns warten, bis wir alle schwitzend bei ihm eintrudeln. Aber mehr als ein wenig Aufziehen ist heute nicht drin. Die Modellflieger verjagen uns von einem Teil unserer Wiese mit dem Argument, sie wären auf der Wasserkuppe als erste dagewesen. Daraufhin äussert sich Mike später dahingehend, er werde mal irgendwann einen Modellflieger erschiessen ;-)
Als es um uns rum schwarz wird und es auch noch zu regnen anfängt, packen wir unsere Siebensachen und verkrümeln uns. Beim Treff zur Abschlussbesprechung um 13.00 Uhr im Schulungsraum der ansässigen Flugschule von Andreas Schubert (genannt "Schubi") bestätigt uns Mike nochmal ein durchschnittlich sehr hohes Niveau und verteilt die Teilnahmezertifikate zum "Groundhandling-Vereinstrainer".
Anschliessend sitzen wir alle noch gemütlich im Hotel bei einem Bierchen oder Kaffe mit Mike Küng und der Ines Sattler beieinander (z.B. Kreuzberger Dunkel, Delikatesse der Wasserkuppenregion). Wir geniessen die Atmosphäre der "geheiligten Erde" der deutschen Fliegergeschichte. Zahllose schwarz-weiss-Fotos an den Wänden erzählen die Geschichte von den Anfängen der Fliegerei auf der Wasserkuppe mit "Kranich", dem Schulgleiter "SG38" und diversen alten Motorflugzeugen.
Als später alle sich verabschiedet haben, bemerken wir den inzwischen mittelmässig starken Südwind und schleppen unsere Ausrüstung nochmal zur sogenannten "Baude", dem Südhang von gestern. Dort soaren wir noch eine gute Stunde ganz mutterseelenalleine zu zweit, bevor der erneut einsetzende Regen uns endgültig die Zelte abbrechen lässt.
In drei Stunden fahren wir die 350 km zurück nach München, wo wir Punkt 20.00 Uhr bei Peter zuhause ankommen. Fazit: das Wochenende hat sich trotz mässiger Ausbeute am Sonntag voll rentiert und wir sind uns sicher, hier mit ein paar Freunden mal wieder zum Trainieren und Spielen zurückzukommen.
Ausserdem freuen wir uns natürlich auf die kommenden Herbstwinde, wo sich sicher die Gelegenheit ergeben wird, unseren bodenlosen Freunden bei Interesse das Gelernte weiterzuvermitteln. Für Fragen usw. stehen wir beide jederzeit gerne zur Verfügung.
Also: auf zum gemeintschaftlichen Spielen, z.B. am "NBB", im memoriam Mike...
Die "bodenlosen" Peter Bruckner und Tom Merkl.