Nach mehrfachem wetterbedingtem Verschieben unseres Team Cups, fanden sich am 10. August 2024 endlich viele motivierte Bodenlose und Gäste zu unserem Team Cup an der Fliegerbar in Kössen ein.
Wie so oft stellte es sich als schwierig heraus, im Team zusammenzubleiben. Die Bedingungen waren nicht einfach - Westwind und nicht allzu starke Thermik, insbesondere von unten heraus, machten den Teams das Leben schwer.
Trotzdem konnten die Teilnehmer von den Tipps & Tricks unserer erfahrenen Streckenflieger profitieren. Beispielsweise gegen den Wind nach einer stärkeren Thermik zu suchen oder Talwindprallhänge auszunutzen, um in der Luft zu bleiben.
Lest selbst, was einige der Teilnehmer berichten!
(Hinweis: Für angemeldete Vereinsmitglieder sind mehr Fotos sichtbar.)
Ich fand die Atmosphäre total gut, ruhig, aber fokussiert.
Eine Aufgabe zu haben, sie aber in einer kleinen "Gruppenarbeit" zu erarbeiten, so dass sich jeder einbringen kann und gleichzeitig von den anderen lernen kann, ist klasse und genau mein Ding!
In der Luft zusammen zu kommen und zu bleiben war eine große Herausforderung, aber auch sehr lehrreich. Ich fands gut, mich an anderen Piloten orientieren zu können, und miteinander zu fliegen. Das macht es natürlich leichter nach dem Talsprung den Anschluss wieder zu finden.
Und auch vom Lead noch direkten Input zu bekommen war großartig.
Hinterher noch gemütlich Pizza zu essen und mehr Bodenlose kennen zu lernen hat den Tag klasse abgerundet.
Vielen Dank euch für diesen wunderbaren Tag. Gern wieder.
Mit großer Vorfreude ging es für mich am Samstag den 10.08.2024 zu meinem ersten “bodenlos Team-Cup” nach Kössen. Schon auf dem Hinweg durften wir ein wenig Erfahrung in der Streckenplanung sammeln, da ein Unfall auf der Autobahn ein spontanes Umplanen erforderte. Vielleicht war das schon ein Vorbote und Training für die späteren Herausforderungen in der Luft.
An der Fliegerbar angekommen gab es zunächst ein Briefing, in dem die Teammitglieder zugelost, die Regeln erklärt und die Aufgabe (30 km FAI Dreieck) vorgestellt wurden. 25 Piloten verteilt auf 6 Teams, die jeweils Gleitschirmflieger mit mehr und weniger Streckenflugerfahrung vereinten.
Dann war zunächst Anstehen in der immer länger werdenden Kössener Bergbahn-Schlange angesagt und wir nutzten die Zeit in der prallen Sonne, um uns an unsere Streckenplanung zu machen. Das war schon eine gute Herausforderung, da keiner von uns bisher ein FAI-Dreieck geplant hatte. Doch war dies auch eine der schönsten Erfahrungen, sich gemeinsam in die Tools rein zu fuchsen und den Team-Spirit über Team-Grenzen hinaus zu erweitern: Denn es war einfach toll zu sehen, dass uns trotz vermeintlicher Konkurrenz von erfahrenen Piloten aus dem Verein Tipps und Tricks sowie sogar eine Beispielplanung gezeigt wurden.
Learning Nr. 1: Schwarmintelligenz hilft bereits bei der Flugplanung!
Learning Nr. 2: Beschäftige dich davor mit den Planungstools und mit Beispielflügen
Zunächst starteten wir rein auf Basis von Online-Kartenmaterial und Flügen, die wir im XContest finden konnten, bis uns dann irgendwann die grandiose Eingebung kam auf das Wetter und die Umgebung um uns herum zu achten
Und tatsächlich war bereits an den Wolken der deutliche Westwind abzulesen, der uns unsere Planung nochmals überdenken ließ. So verschoben wir den Wendepunkt im Osten (ursprünglich am Fellhorn) deutlich weiter ans Unterberghorn heran und planten früher in Richtung Kaisergebirge zu fliegen. Im Norden sollte unser Wendepunkt 1km hinter der ersten Ridge nach dem Walchsee platziert sein, um mit etwas Puffer unsere 30km Aufgabe zu komplettieren.
Learning Nr. 3: Lieber die Umgebung und Wolken anschauen, statt auf den Smartphone Bildschirm und diverse Apps zu versteifen.
XC-Planung eines 30 km FAI-Dreiecks mit dem Tool von Bernd Gassner
Dass dieses Vorhaben an jenem Tag nicht einfach werden sollte, war schon früh klar. Die Basis war mit ca. 2.000 m nicht gerade hoch vorhergesagt und zudem war die Thermik im oberen Bereich deutlich vom Westwind durchsetzt. Dazu kam das für mich neue Format eines Wettbewerbs. Denn am Ende spielte nicht nur die Strecke, sondern auch die Zeit eine Rolle. Ich hätte in meinem normalen Flugmodus jeden Meter zu Fuß gespart, wäre nach der Gondel 10 m weiter gelaufen, wäre gestartet und hätte mich an der ersten Stunde erfreut, in der man Stück für Stück mit dem Gleitschirm Höhe macht. Doch heute war jeder Höhenmeter, der bereits vor dem Start zurückgelegt werden konnte, ein potentieller Zeitgewinn. Also…
Learning Nr. 4: Wettbewerbsmindset “ON” heißt: Airtime macht zwar Spaß, aber Effizienz startet mit der Startplatzwahl.
Und so war zunächst “Hiken” angesagt und wir trugen unsere Ausrüstung in Richtung Gipfel… bei gefühlten 30°C gar nicht mal so einfach.
Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass fast alle Teams den gleichen Plan verfolgten. Auch diese Erkenntnis gibt natürlich Sicherheit, dass man nicht ganz falsch unterwegs ist.
Oben angekommen machten wir uns entspannt fertig, beobachteten Vögel (einen imposanten Schwarm, der östlich von uns in einem Bart aufstieg, werde ich so schnell nicht vergessen) und andere Piloten. Sobald genug Anzeichen da waren, dass es über Startplatzhöhe zuverlässig hoch gehen sollte, setzte der Lemming-Effekt ein und alle Teams starteten.
Erst im Nachgang habe ich mitbekommen, dass ein Team, das als erstes gestartet war, leider den thermischen Anschluss verpasst hat und früher landen musste. Ich neige wieoben beschrieben dazu, eher zu überhastet zu starten, da mir jede Sekunde Airtime normalerweise heilig ist. Aber hier zeigte sich:
Learning Nr. 5: Geduld gewinnt. Gerade wenn man in der Gruppe unterwegs ist, können erfahrene Piloten schwache Thermik besser nutzen, werden somit mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht absaufen und können somit unerfahreneren Piloten anzeigen, wann der richtige Startzeitpunkt ist, um sicher oben zu bleiben.
Die Zeit wurde zudem für ein Team-Start-Bild genutzt und dann ging’s los.
Wir starteten kurz aufeinander und versuchten uns noch am Boden die Schirmfarben und Erkennungsmerkmale einzuprägen.
Auf den Tracks sahen wir später, dass wir nicht weit voneinander entfernt waren, trotzdem war es bei der Pilotenanzahl in der Luft unglaublich schwer, sich verlässlich zu erkennen.
Learning Nr. 6: Klare, wenn auch kleine Differenzierungsmerkmale helfen.
Der Hinweis einer Mitstreiterin, dass sie einen weißen Helm trägt, hat mir unglaublich geholfen, ihren Niviuk von den vielen anderen zu unterscheiden. Eine weitere Team-Kollegin hatte das gleiche Gurtzeug wie ich und wieder ein anderer Team-Partner hatte eine an diesem Tag zum Glück seltene Kombi von grünem Schirm und Sitzgurtzeug.
So war es ein stetiges Suchen, doch nachdem wir uns etwas eingegrooved hatten, konnte man sich in der Luft immer wieder finden.
Skywalk-Schirm mit markantem "Y" in orange + gleiches Gurtzeug
Roter Niviuk mit Erkennungsmerkmal weißer Helm
Roter Swing mit gleichem Gurtzeug wie Pilotin 1
Giftgrüner Schirm + Sitzgurt
Learning Nr. 7: Vorheriges Abstimmen und Einrichten eines Live-Trackings würde enorm helfen.
Ich fliege gerne mit XC-Track und lasse mir dort auch live die Flüge von anderen Piloten anzeigen. Jedoch wurden in unserer Gruppe eine Vielzahl unterschiedlicher Services genutzt. 2x XC-Track, 1x BurnAir und 1x FlySkyHigh. Apple vs Android, zahlungspflichtige Services vs kostenfreie Tools… da kam schon etwas an Abstimmungsaufwand zusammen. Diesen konnten wir in der Kürze nach der Teamzusammenstellung nicht überbrücken, was das technisch gestützte Team-Fliegen leider nicht möglich gemacht hat.
XC-Track mit der Möglichkeit von Livetracking anderer Piloten mit XContest-Verknüpfung + FLARM
So lautete das Learning leider: In der Theorie war Live-Tracking gut gedacht - in der Praxis sind wir gescheitert. Aber es gibt ja noch das gute alte Funkgerät … wäre da nicht …
Learning Nr. 8: Ground-Check von Funkgerät + Headset
Am Boden haben wir unsere Frequenz nochmals geprüft, allerdings konnte dann wegen einem Wackelkontakt eine Teamkameradin den Rest der Gruppe nicht hören. Zum Glück funktionierte jedoch ihr Mikro, sodass wir zumindest gemerkt haben, dass sie versuchte, uns anzufunken.
Nach einiger Zeit konnte sie selbst das technische Problem lösen, was auf jeden Fall ein Highlight für das Team war: Wir konnten uns alle hören und das gemeinsame Funken und Abstimmen hat einfach Spaß gemacht.
Allerdings hat sich hier gezeigt, dass wir während der fehlenden Kommunikation ein unterschiedliches Gesamtverständnis hatten, wie wir vorgehen. Denn die Pilotin, die uns nicht hören konnte, ist unserem ursprünglichen Plan gefolgt und den ersten Schenkel in Richtung Landeplatz geflogen. Wir anderen haben über dem Gipfel gewartet, bis wir uns alle hören konnten.
Learning Nr. 9: Gemeinsames Verständnis von Back-up Plänen: Vorher klar ausmachen, welcher Plan verfolgt wird, wenn Kommunikation ausfallen sollte.
Aber so war es für uns ein toller Team-Moment, dass wir beschlossen alle aufeinander zu warten, bis wir wieder gemeinsam genug Höhe hatten, um den nächsten Schritt des Streckenflugs anzugehen.
Wir haben uns wieder. Alle 4 Teammitglieder treffen sich über dem Gipfel.
Allerdings zeigte sich dann die nächste kommunikative Herausforderung. Wir waren immer wieder damit beschäftigt, uns gegenseitig zu finden und haben uns zum Teil an falschen Schirmen orientiert, in dem Glauben, dass der Teamkollege gerade über einem fliegt - leider häufiger mal falsch gedacht.
Mit diesem Fokus gleichzeitig die Planung der nächsten Schritte voranzutreiben, war dann
umso schwieriger.
Und so kam es zu dem Missverständnis, nachdem wir alle kurz zusammen waren, dass ein Teammitglied sich sofort auf den Weg zu unserem nächsten Wegpunkt, dem "Schnappen", machte. Der Rest des Teams hing noch etwas zurück. Und als dann auch noch der Funkspruch durch kam, dass am Schnappen die Höhe für den Thermikeinstieg nicht mehr ausreichend war, blieben wir noch etwas unschlüssiger und ohne Entscheidung in unseren Bärten am Gipfel zurück.
Learning Nr. 10: Wenn auch nicht geplant, so hat ein “Vorflieger” den Rest des Teams vor einer kritischen Einschätzung warnen können.
Auch wenn es schade war, dass wir absehen konnten, dass ein Teammitglied wahrscheinlich verfrüht landen muss, so war es doch genial, wie sie den Rest des Teams konstant via Funk über eben diese Learning informierte:
Die Außenlandung verlief gut und wurde uns per Funk mitgeteilt. Auch war sie hier keinesfalls alleine, sondern in guter Gesellschaft von Piloten anderer Teams, die das gleiche Schicksal ereilt hatte.
Also hieß es für den Rest des Teams: Wieder voller Fokus auf den nächsten Schritt. Wir merkten zu dem Zeitpunkt schon, dass die 30km FAI heute für uns wohl nicht drin sein werden. Also ging es um das Schmieden eines “Plan B”.
Das war in der Luft gar nicht so einfach und wir waren auch schlicht nicht entscheidungsfreudig.
Learning Nr. 11: Spontanität in der Luft ist gut. Besser für eine schnelle Entscheidungsfindung wäre aber eine vorherige A-/B-/C-Streckenplanung gewesen, um schneller zu einem Ergebnis zu kommen.
Der Rest der Gruppe parkt am Gipfel und berät über Funk wie es weiter geht
Wir beschlossen dann, dass statt alleine irgendwo hinter der Steinplatte abzusaufen, es doch viel witziger wäre, gemeinsam mit allen anderen hinter dem Schnappen abzusaufen Gesagt, getan… nochmals versucht bis ca. 1950m aufdrehen und dann Richtung Westen gegen den Wind zum Schnappen.
Dort war leider kein Entkommen mehr und so mussten zwei weitere Gruppenmitglieder nach einer sicheren Landeoption im Tal suchen.
Visualisierung Anflug und Anschlusssuche am Schnappen mit App Ogoy
Learning Nr. 13: Nichts erzwingen, sondern bei starkem Talwind frühzeitig vom Berg + bewaldetem Gebiet wegfliegen und frühzeitig luvseitig sichere Landewiese anfliegen
Ich hatte Glück und konnte die schwache Phase über Gratniveau überstehen und gegen den Wind wieder in die Thermik einsteigen. Das Teamziel war jetzt, dass einer von uns den Landeplatz erreicht. In der zerrupften Thermik wieder hoch zu kommen war aber leichter gesagt als getan. Die Challenge war aber motivierend, mich noch einmal hochzukämpfen und tatsächlich war es über 1500 m wieder deutlich ruhiger. So schaffte ich es zurück zum Unterberghorn, noch für ein paar XC-km über den Grat, dann über den Ort Kössen und zurück zum Landeplatz an der Fliegerbar.
Dort wollte ich mich als Rückholer anbieten, doch durfte mich über das nächste Learning freuen:
Learning Nr. 14: Trampen schreibt die schönsten Geschichten.
Denn inzwischen war unser gesamtes Team schon wieder am Landeplatz versammelt und hatte witzige Geschichten vom Zurücktrampen im Gepäck. Und so ließen wir alle nochmals unsere individuellen Erlebnisse revue passieren und hatten glaube ich unterbewusst alle das gleiche Fazit:
Learning Nr. 15: Trotz XC-Wettbewerb, zählen niemals XC-km, Flugstunden oder Höhenmeter, sondern lediglich die Erlebnisse, die man gemeinsam macht und Erinnerungen, die noch lange bleiben werden.
Die Siegerehrung offenbarte dann, dass leider kein Team die Aufgabe geschafft hatte. Aber hey …
Learning Nr. 16: Wir gewinnen und verlieren zusammen und wenn am Abend alle mit einem Grinsen auf dem Gesicht im Kreis sitzen und sich für ein paar geflogene Kilometer abfeiern, dann muss es ein tolles Event gewesen sein.
Ich habe tolle Menschen kennengelernt, einen heiden Spaß in der Luft gehabt und einiges dazulernen können. Danke an die Orga und alle, die den Himmel an dem Tag etwas bunter und nylon-haltiger gemacht haben.
Der nächste XC-Tag kommt bestimmt!
Insgesamt haben 25 bodenlose und Gäste mitgemacht, so dass wir 6 Teams bilden konnten. Gratulation an alle Teams und wir freuen, dass es Euch so gut gefallen, wie dem Orgateam (Stefan, Georg und Thomas).